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Knurren ist kein Verbrechen, es ist hündische Kommunikation

Viele Menschen haben gelernt: Ein Hund, der knurrt, bellt oder schnappt, ist „böse“ und „darf das nicht“. Ich dachte das auch – bis Murphy in mein Leben kam.


knurrender und zähne zeigender Hund mit fixierendem Blick

Von „Das darf er nicht“ zu „Danke, dass du es sagst“

Als Murphy bei uns einzog und er Menschen anknurrte oder anbellte, war mein erster Impuls: „Nein, das darf er nicht!“ Heute weiß ich: Das war nur meine menschliche Sicht - die menschliche Sicht, die auch viele meiner Kunden hatten. Aber ich war es nicht gewohnt, dass ein Hund, der bei mir lebt, nun so deutlich sagt, was er nicht will.


Die leisen Stimmen der Hunde hündische Kommunikation

Nicht alle Hunde sprechen so direkt wie Murphy. Meine Hündin Hazel zum Beispiel lässt vieles über sich ergehen. Sie zeigt nur sehr feine Signale, wenn sie etwas nicht mag.


Körpersignale, die wir oft übersehen:

Signal

Bedeutung

Hinweis

Nase lecken

Beschwichtigung, Stressabbau

Kann auch einfach ein Reflex sein – auf Kontext achten

Wegschauen

Konflikt vermeiden

Oft in angespannten Begegnungen mit Mensch oder Hund

Kopf leicht abdrehen

„Bitte lass das“

Freundlich, aber deutlich

Pfote heben

Unsicherheit, Erwartung

Je nach Situation unterschiedliche interpretieren

Gähnen

Stress, Überforderung

Nicht nur Müdigkeit!

Zunge kurz herausstrecken

Nervosität, Beschwichtigung

„Peace-Zeichen“ im Hundestil

Langsam blinzeln

Entspannung, Freundlichkeit

Wie ein Lächeln bei uns

Körper anspannen / einfrieren

Höfliche Annäherung, Konfliktvermeidung

Alarmzeichen – jetzt wird's ernst


Früher wäre mir das entgangen. Heute sehe ich es und gebe ihr Freiraum. Oft "frage" ich sogar nach, ob sie Zuneigung möchte oder an einer bestimmten Stelle angefasst werden will. hündische Kommunikation


Murphy's klare Worte

Murphy dagegen ist direkter. Er „friert“ zwar oft erst ein, aber wenn es ihm zu viel wird, sagt er laut und deutlich: „Nein, das will ich nicht.“

Früher fand ich das unangenehm. Heute bin ich froh darüber. Denn so muss er nicht wie Hazel Situationen ertragen, in denen er sich unwohl fühlt.


Ein Vergleich:

Stell dir vor, du bist in einer Disco und wirst einfach angefasst – ohne Ausweg. Furchtbar, oder? Genau so kann sich ein Hund fühlen, wenn er keinen Weg findet, „Nein“ zu sagen.

Ein Beispiel aus unserem Alltag

Heute kam ein Kammerjäger in die Wohnung – sehr schwungvoll und ohne zu warten, obwohl mein Mann ihn dreimal gebeten hatte, kurz anzuhalten. Murphy lief rückwärts ins nächste Zimmer, fixierte den Mann und knurrte.

Für mich: eine angemessene Reaktion. Wichtig war nur, dass ich ihm danach sagen konnte: „Guter Job, ich übernehme jetzt.“ Und das klappt inzwischen richtig gut.


Warum Knurren wichtig ist

Knurren ist wie ein gelbes Warnschild. Wenn wir es verbieten, nehmen wir dem Hund die Möglichkeit, frühzeitig zu sagen, dass etwas zu viel wird.

Folge: Der Hund springt direkt zur nächsten Stufe: Abschnappen oder Beißen. Und plötzlich heißt es: „Böser Hund!“

Das ist nicht nur unfair, sondern auch gefährlich.


Verantwortung statt Strafe

Natürlich muss man einschätzen, ob das Verhalten angemessen ist. Manchmal sind auch Vorsichtsmaßnahmen wichtig:

Beispiel: Murphy trägt einen Maulkorb, wenn wir Besuch mit Kindern haben. Nicht, weil er „böse“ ist, sondern weil er Kinder gruselig findet – und ich keine 100%ige Kontrolle über jede Bewegung eines Kindes haben kann. So sind alle sicher und er kann trotzdem entspannt sein.


Fazit: Mehr Verständnis, weniger Unterdrückung

Hunde kommunizieren auf viele Arten – Knurren, Bellen oder Abschnappen sind oft nur der letzte Versuch, verstanden zu werden. Statt diese Signale zu verbieten, sollten wir sie lesen lernen.

Hunde passen sich uns schon unglaublich an – da können wir uns ruhig ein bisschen mehr Mühe geben, sie zu verstehen.

💡 Tipp für Hundemenschen: Beobachte deinen Hund in ruhigen Momenten. Lerne seine kleinen Signale kennen – so erkennst du früh, wenn er sich unwohl fühlt und er muss gar nicht erst lauter werden.

 
 
 

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