Zwischen Ankommen und Weiterziehen – Einblicke in das Leben als Pflegestelle
- Sarah Engel

- 20. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Wenn ein neuer Pflegehund bei mir einzieht, herrscht oft erstmal ein wenig Chaos. Neue Pfoten, neue Eigenheiten, neue Herausforderungen – und immer wieder diese eine Frage von außen: „Wie kannst du die wieder hergeben?“ Die ehrliche Antwort? Es ist nicht leicht. Aber es ist das Beste, was ich tun kann. Außer bei einem. Denn manchmal passt einfach alles. Und dann bleibt ein Hund – so wie Murphy, der nicht mehr nur Pflegehund, sondern Familienmitglied ist. Weil es sich richtig angefühlt hat. Und weil es genau so sein sollte.Pflegestelle sein - Tierschutz mit Herz

Warum ich Pflegestelle wurde Pflegestelle sein - Tierschutz mit Herz
Meine Entscheidung, Pflegestelle zu werden, war irgendwann ganz klar – ich wollte helfen. Ich wollte dazu beitragen, dass Hunde, die bereits in Deutschland sind, nicht im Tierheim oder in überfüllten Pflegestellen auf ihre Chance warten müssen. Aber auch beruflich als Hundetrainerin war das für mich eine spannende Herausforderung: Jeder Pflegehund bringt eine eigene Geschichte und eigene Themen mit – das hat nicht nur den Hunden geholfen, sondern auch meinen „Werkzeugkoffer“ für die Arbeit mit Kundenhunden stetig erweitert. Jeder einzelne hat mich ein Stück besser gemacht.
Was bedeutet es, Pflegestelle zu sein?
Pflegestelle zu sein heißt: Du begleitest einen Hund auf seinem Weg vom „Irgendwo“ zum „Zuhause“. Du hilfst beim Ankommen, beim Vertrauen fassen, beim Lernen und Loslassen. Und das kann bedeuten:
Einen Hund aufzunehmen, der noch nicht stubenrein ist
Weniger Schlaf
Ihn bei seinen ersten Schritten durch den Alltag zu begleiten:
fremde Geräusche
Straßenverkehr
fremde Menschen, andere Hunde
erste Mal duschen
Autofahren zu lernen
ggf. Tierarztbesuche

Pflegestelle zu sein bedeutet Verantwortung – auch finanziell. Bei den meisten Tierschutzvereinen übernehmen Pflegestellen selbst die Kosten für Futter, Körbchen, Geschirr, Leinen oder ggf. Hundemäntel. Die Tierarztkosten und Haftpflichtversicherung werden in der Regel vom Verein getragen – wobei wichtig ist: Haushaltsschäden (z. B. wenn der Hund etwas kaputt macht) sind meist nicht mitversichert.

Das erste Kennenlernen – und der echte Alltag
Ein ganz besonderer Moment ist immer wieder: der erste Blick auf den neuen Pflegehund. Vorher kennt man ihn meist nur von Fotos, Beschreibungen oder vielleicht einem kurzen Video – und dann steht da plötzlich dieser echte Hund mit all seinen Eigenheiten. Es ist spannend, emotional, und ja – nicht immer einfach.
Jeder Hund bringt eigene Themen mit. Bei Biko war es das Thema „alleine bleiben“ und generell zur Ruhe zu kommen. Gonzo war ein fröhlicher Clown, aber mit viel Übersprung – wenn er sich zu sehr freute, konnte auch mal ein Pfützchen passieren. Grenzen anzunehmen, fiel ihm schwer. Und dann Murphy – vorsichtig, zurückhaltend, fast so, als hätte er in seinem Leben bisher kaum etwas kennengelernt.
Aber mit Geduld, Struktur, Verständnis – und natürlich Training – wurde es bei jedem besser.

Abschied: Wenn sie weiterziehen...
Immer gab es Tränen.
Und jedes Mal den Gedanken: „Vielleicht behalte ich ihn einfach.“
Aber wenn dann Fotos vom neuen Zuhause kamen – mit glücklichen Menschen, entspannten Hunden, vielleicht sogar dem ersten Strandspaziergang oder dem neuen Lieblingsspielzeug – wusste ich: es war richtig. Und es hat mir jedes Mal Freude bereitet.
Und jetzt? Noch nicht ganz abgeschlossen...
Auch wenn ich momentan „nur“ in der Vermittlung tätig bin – Murphy braucht gerade noch viel Unterstützung im Alltag, und ich möchte, dass er richtig ankommen kann – ist das Kapitel Pflegestelle für mich nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Ich freue mich schon auf den nächsten Hund, der für eine Weile bei uns Halt machen darf, bevor er in sein Für-immer-Zuhause startet.
Mein Fazit
Pflegestelle zu sein ist keine einfache Aufgabe. Es bedeutet Verantwortung, Geduld, Zeit – und oft auch emotionale Achterbahnfahrten. Aber es bedeutet auch: Vertrauen, Entwicklung, Dankbarkeit.
Für die Hunde. Und für einen selbst.
Wenn du mit dem Gedanken spielst, Pflegestelle zu werden, dann informiere dich gut, sprich mit Vereinen, tausche dich mit erfahrenen Pflegestellen aus. Ich war Pflegestelle für TINO e. V. und die SALVA Hundehilfe – zwei Vereine, die ich aus eigener Erfahrung bedenkenlos empfehlen kann.
Leider gibt es auch im Tierschutz schwarze Schafe. Seriöse Organisationen informieren umfassend, stehen im Kontakt und unterstützen – auch im Notfall.
Und dann – probiere es aus. Du wirst überrascht sein, wie viel ein Hund dir geben kann, auch wenn er „nur“ auf Zeit bei dir ist.
✨ Du hast Fragen oder überlegst selbst, Pflegestelle zu werden? Melde dich gerne – ich teile meine Erfahrungen ehrlich und offen.
Zwischen Ankommen und Weiterziehen – Einblicke in das Leben als Pflegestelle




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